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Goldmacher Tausend kehrt zurück
Gilching – Am Steinberg in Gilching gibt es bekanntlich einen „Goldmacherweg“. Dem er gewidmet ist, hieß Franz Tausend (1884 bis 1942), trieb im vorigen Jahrhundert sein Unwesen und zog den Menschen das Geld mit dem Versprechen aus der Tasche, Gold aus Blei herstellen zu können. Dass auch etliche Gilchinger auf den Schwindel hereingefallen sind, wird anlässlich der Gilchinger „KulturWoche“ in einem unterhaltsamen Potpourri präsentiert.
Anfang der Zwanziger Jahre im vorigen Jahrhundert las Franz Tausend, damals Lehrling in einer Drogerie in Hamburg, kabbalistische Schriften. Daraufhin beschloss er, Gold herzustellen. Tausend wurde zu einer der schillernden Figuren des Dritten Reiches, der nicht nur das einfache Volk, sondern politische und industrielle Größen wie General Erich Ludendorff und Alfred Mannesmann als Geldgeber in seinen Bann zog. Im Jahr 2000 wurden erstmals die Memoiren des SS-Oberstürmführers Adolf Eichmann unter dem Titel „Götzen“ zur Veröffentlichung freigegeben. Eichmann erinnerte sich darin auch an einen Alchemisten, der im Auftrag von SS-Reichsführer Heinrich Himmler experimentierte: „Als ich um jene Zeit im SD-Hauptamt war, hatte Himmler einem solchen modernen Alchimisten in dem Park, in dem wir unsere morgendlichen Exerzierübungen absolvierten, ein kleines Laboratorium eingerichtet. Er sollte darin Gold machen. Angeblich konnte er das. Dieser Goldmacher hieß merkwürdigerweise Tausend.“
Am 1. Juli 1925 kam ein Vertrag der „Gesellschaft 164“ zwischen Ludendorff und Tausend zustande. Durch die Vermittlung eines Gilchingers namens Fuchs richtete sich Tausend am Steinberg Nr. 123 ein Geheimlabor ein. Allein Ludendorffs Anwalt Schramm finanzierte das Labor mit rund 30000 Mark. Laut dem Gilchinger Chronist Peter Iohn waren sich Zeitgenossen wie Berichterstatter anfangs darüber einig, dass Tausend zumindest zu Beginn der Gilchinger Zeit noch fest an sich und sein Geheimnis geglaubt hatte. Es kam wie es kommen musste. Da Tausend auch andere Betrügereien begangen hatte, flog der Schwindel auf. 1929 wurde er verhaftet und vor Gericht gestellt. Man verurteilte ihn wegen versuchten und in sich fort gesetzten Betruges zu drei Jahren und acht Monaten Gefängnis. Im Februar 1933 wurde Tausend entlassen. Er verschwand sang- und klanglos. Doch die wundersame Geschichte, wie leicht sich Menschen von Scharlatanen aufs Glatteis führen lassen, ruhte nicht. Im Jahr 1986 wurde das Thema laut eines Bravo-Artikels sogar verfilmt. In der Hauptrolle der inzwischen verstorbene Falco. Der Film hieß „Goldmacher“ und wurde in München, Wien und Budapest gedreht. 2004 schrieb Helmut Bieber anlässlich der 1200 Jahr-Feier in Gilching ein Theaterstück, das mit großem Erfolg in der Aula des Gymnasiums aufgeführt wurde.
Jetzt, 20 Jahre später, soll die Geschichte um den gleichermaßen genialen wie dubiosen Betrüger erneut auf die Bühne kommen. Termin ist am Donnerstag, 27. Oktober, 17 Uhr, im Rathaussaal in Gilching. Karten zum Preis von zehn Euro gibt es bei der Raiffeisenbank Gilching, Römerstraße, sowie jeweils am Montag und Donnerstag in deren Filiale an der Landsberger Straße.
Für Auswärtige über Uli Singer, Telefon 08105-26538 - Paypal-Adresse für die Bezahung der Karten: singer@singer-online.de
Rückblick in das Jahr 2004
ARTIKEL ÜBER DIE AUFFÜHRUNG DER WALDBÜHNE ANLÄSSLICH DER 1200-JAHRFEIER IN GILCHING im Jahr 2004
Gilching – Wie er es genau gemacht hat, ist bis heute nicht bewiesen. Doch irgendwie schaffte es Franz Tausend immer wieder, hochkarätiger Politiker, reiche Industrielle und studierte Wissenschaftler aufs Kreuz zu legen. Gold könne er herstellen, rein mit einer chemischen Formel, behauptete Tausend Anfang der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Um unbehelligt von Presse und sonstiger Öffentlichkeit arbeiten zu können, empfahl General Erich von Ludendorff (Andreas Mautz), der sich ebenfalls große Gewinne aus der Goldproduktion versprach, ein Labor im Haus der Familie Fuchs am Steinberg in Gilching einzurichten.
„Damit die Zeitungschmierer nicht Wind davon bekommen“, begründete Ludendorff den vermeintlich geheimen Umzug nach Gilching. Die Gilchinger (Valentin Schuster, Michael Schneider, Manfred Ruzicka und Siegfried Hornung) waren begeistert. „Es geht hier ein neuer Stern am technischen Himmel auf“, jubelten sie und erklärten sich bereit, selbst ohne Bezahlung Handlangerdienste zu tun. Bis zum bitteren Ende. „Alle, ja wirklich alle wia ma do san, san dem Lump’n aufn Leim ganga“, zogen sie nach dessen Verurteilung Resümee. Dennoch wehte beim Abgesang auf den 1929 verhafteten Tausend Wehmut mit. War doch Gilching plötzlich wieder in die Unbedeutendheit zurück gestuft. Bei der Aufführung der Waldbühne anlässlich der 1200 Jahr-Feier begeisterten die Protagonisten unter anderem mit witzigen Regieeinfällen. Unter anderem ließen sie Tausend (super dargestellt von Hans Heindl) zur Musik des James-Bond-Thrillers Goldfinger mit einer Schar Ballettratzen über die Bühne tanzen. Zur Hochform lief auch Pia Wittenzeller als Tausends Ehefrau Thea auf. Von der kleinen Bedienung einer Aubinger Kneipe schaffte sie spielend den Aufstieg zur Grand Dame von Gilching.
Drei Jahre Recherche waren notwendig, um die aufwändige Geschichte als Theaterstück auf die Bühne zu stellen, erzählte Helmut Bieber vom Waldbühnen-Ensemble. Er hatte die Aufgabe übernommen und das Drehbuch geschrieben. Die rund 200 Gäste waren begeistert. Nur zu gut wurden Erinnerungen an die heimischen Akteure wach, die sich damals auf den Kuhhandel einließen. Auch wenn Regisseur Bieber mit Rücksicht auf noch lebende Zeitgenossen deren wahre Identität unter die Decke kehrte. HIER GEHT ES WEITER ZUM AKTUELLEN ARTIKEL...